“Vor unserer Haustüre finden wir ein fast vergessenes Reich aus essbaren Pflanzen, Wildfrüchten und Heilkräutern. Nur noch wenige Menschen wissen, wie man diese ganzen Naturschätze verarbeiten kann, um aus ihnen leckere, heilende und gesunde Produkte herzustellen.”
Hi, ich bin Inge!
Vor meinem Haus steht ein wunderschöner Quittenbaum. Mit dem hat 2006 alles angefangen. Wir wollten die Früchte nicht verderben lassen. Also entschieden mein Mann und ich, daraus Gelee zu machen. Aber nicht so süß wie man es überall kaufen konnte. Sondern so, wie es früher geschmeckt hat. Mein Quittengelee kam in der gesamten Verwandtschaft so gut an, das Tante Inge entstanden ist. Und dann ein Produkt nach dem anderen.
Meine Wurzeln entstammen dem verträumten Auendorf auf der Alb. Hier sind die Früchte meiner Streuobstwiesen, die ich vom elterlichen Betrieb übernommen habe, die Grundlage meiner weiteren Produkte. Ergänzend dazu kombiniere ich meine süßen und würzigen Leckereien mit der Ernte aus dem eigenen Nutzgarten oder von regionalen Partnern. Alles biologisch und nachhaltig, alles traditionell von Hand verarbeitet. Alles was ich regional nicht bekommen kann stammt aus FairTrade-Kooperationen mit denselben nachhaltigen und biologischen Werten.
Meine Lieferanten halten allesamt einen sehr hohen Qualitätsstandard. Viele von ihnen kenne ich persönlich. Das ist mir wichtig. Ich möchte das kleine Manufakturen zusammenarbeiten und sich untereinander unterstützen. Dabei kommen immer wieder auch wertvolle Kooperationen zustande.
„Es macht Spaß, herrliche unbehandelte Früchte zu verarbeiten, um damit zu zeigen, welche Vielfalt unsere Heimat hervorbringen kann. Ob Gelee, Sirup, Senf, Salz oder Pesto: Alles ist handgemacht, mit regionalem Bezug, biologisch oder unbehandelt! Und das dabei auch immer etwas Gutes herauskommt, schmeckt man!"
Gute, gesunde und heilende Lebensmittel zu produzieren, die traditionell und schonend verarbeitet werden um den vollen Geschmack zu erhalten.
Ich will den Lebensmittelmarkt bereichern und Nachhaltigkeit vorleben. Wir haben eine Vielfalt vor unserer Haustür, die in all meinen Gläsern steckt. Und dazu sind oft nur wenige Zutaten notwendig und keinesfalls ungesunde Zusatzstoffe.
Liebevolle Handarbeit, regionale Leidenschaft, biologische Zutaten und fairer Handel! Das gehört für mich zu einer nachhaltigen Lebensmittel Landschaft einfach dazu.
Morgen steht in der Manufaktur die alljährliche Apfelernte auf dem Plan.
Ein klein wenig hadere ich schon jetzt mit meinem Schicksal. Die Apfelernte bekommt meinem Rücken nicht, zusammen mit Kälte schon gar nicht. Draußen ist es kalt. Um mich ein wenig abzureagieren, schimpfe ich mit meinem Mann. Er hat diesen Termin festgelegt. Alles, was mit Apfelsaft und Most zu tun hat, ist seine Sache. Von der Ernte der Äpfel bis zur Zubereitung unseres Punsches auf dem Markt – alles sein Job!
Am nächsten Morgen verlässt er daher schon früh das Haus. Ich komme nach, da ich beim Bäume schütteln ohnehin nur im Weg stehen würde. Das gibt mir die Gelegenheit, noch ein paar Erledigungen zu machen. In Auendorf hat es geschneit, höre ich später am Telefon. Geschneit heißt, ich sammle Äpfel im Schnee. Meine Apfelerntelaune sinkt ebenfalls unter den Gefrierpunkt.
Zu meiner Freude scheint jedoch die Sonne, als ich losfahre. Auf der Streuobstwiese angekommen, ist vom Schnee nicht mehr viel zu sehen. Herrliches Wetter mit strahlend blauem Himmel. Warm ist es zwar nicht, aber deswegen habe ich mich ja warm angezogen.
Der beste Ehemann von allen, ist schon fleißig gewesen – alle Bäume sind geschüttelt, die Ernte liegt bereit zum Sammeln.
„Das musst du dir ansehen,“ ruft mir mein Mann von weitem zu. „So schöne große Äpfel hatten wir noch nie.“
In den letzten Jahren, so lange, wie ich meine Manufaktur schon habe, gab es immer nur wenig Äpfel. Da musste man manches Mal von anderen freundlichen Obstwiesenbesitzern Äpfel und Birnen holen. Die ganze Woche hatte ich schon Sorge, dass die Äpfel vielleicht wieder nicht reichen. Solange sie auf den Bäumen waren, hat man nie wirklich gesehen, wie viele da hingen. Und wirklich, diesen Herbst hat es hier reichlich Äpfel. Da wir Äpfel für Saft und Gelee brauchen, muss ich immer mit zwei Eimern sammeln. In den einen kommen die Äpfel, die unversehrt sind, in den anderen, die, mit kleinen und großen Macken.
Jetzt ist die Apfelernte doch schön. Kein Gejammer mehr, über Kälte oder Rückenschmerzen.
Hier, auf dieser Wiese, habe ich schon als Kind Äpfel geerntet. Manche Dinge ändern sich eben nie. Schon damals wollte ich morgens nicht gehen und dann hat es doch Spaß gemacht. Wir Kinder haben um die Wette geklaubt, wer als Erster seinen Eimer oder Korb voll hatte. An all das muss ich jetzt denken. Alle haben mitgeholfen, es war immer laut und lustig auf der Apfelwiese.
Mein Mann erntet weiter entfernt Äpfel, welche die man nicht sortieren muss. Sortieren mag er nämlich nicht. So kann ich hier meinen Gedanken nachhängen. Wie alt diese Bäume schon sind. Hier fühle ich mich immer so verbunden mit all den Bauern und Menschen, die solche Wiesen noch pflegen. Die Äpfel und Bäume wissen gar nicht, was Pflanzenschutzmittel sind. Keiner hat sie in all den Jahren mit irgend etwas behandelt. Und doch haben sie schon vieles aus eigener Kraft überstanden. Das ganze Jahr über, kann man sich an ihrer natürlichen Pracht erfreuen. Wie schön sie aussehen, wenn sie im Frühjahr alle blühen. Im Sommer, wenn das Wetter gut ist, kann man sich schon richtig vorstellen, wie aus den wunderbar duftenden Blüten Äpfel werden. Im Herbst, wenn man an warmen Tagen über die Streuobstwiesen läuft, ist die Luft von ein herrlichem Apfelduft erfüllt.
Es ist toll, dass es noch viele Streuobstwiesen-Besitzer gibt, die sich jedes Jahr diese Arbeit machen. Denkt alle daran beim Einkauf von eurem Apfelsaft! Unterstützt die Menschen, die sich darum bemühen, unsere Streuobstwiesen zu erhalten. Nicht das wir eines Tages nur noch Apfelsaft aus China bekommen.
Jetzt aber zurück zu meinen Äpfeln, mit denen ich nur langsam vorankomme. Alle, die ins Apfelgelee kommen, werden von allen Seiten betrachtet. Schließlich müssen sie auch eine gewisse Lagerzeit überstehen. Außerdem werden sie für ein qualitativ hochwertiges Apfelgelee ausgesucht. Kein Job für jeden Apfel. Hier können nur die Besten mitmachen. Auch die Äpfel für Bratapfel-Sirup oder Apfel-Johannisbeer-Sirup müssen hohe Ansprüche erfüllen. Ich freue mich schon auf den Geruch in der Küche, beim Verarbeiten der Äpfel. Der ist unschlagbar gut.
Leider ändert sich das Wetter plötzlich schlagartig. Dunkle Wolken bedecken den Himmel. Es fängt an, zu Hageln und wird noch kälter. Mein Rücken ist nach all den Stunden ohnehin schon zum Problemfall geworden. Der meines Mannes auch.
Schnell laden wir unsere vollen Säcke und Kisten auf den Hänger. Die Bäume sind froh, ihre Last nicht mehr tragen zu müssen. Nur noch welkes Laub hängt an ihnen. Und trotzdem, noch immer sehen sie schön aus. Nächstes Frühjahr kommen wir wieder, zum ausputzen und schneiden der Bäume. Wir hoffen das die kleinen Bäumchen, die wir gepflanzt haben, den Winter überstehen und gut anwachsen werden.
Inzwischen dämmert es und fängt richtig zu regnen an. Das macht uns jetzt aber nichts mehr aus. Wir sitzen im trockenen Auto und fahren unsere reiche Ernte heim. Am Samstag fahren wir die Äpfel dann in die Mosterei und lagern unseren Saft im Keller. Im Laufe der nächsten Wochen verwandeln wir ihn mit Gewürzen und Sirup zu herrlichem Punsch.
Nächstes Jahr gehen wir wieder Äpfel ernten, auch wenn wir uns abends nur noch mit viel Mühe ins Muskel- und Gelenkebad hieven können.